Lebens
Vorarlberger Lebensmittelindustrie
mittel

„Ich würde alles genau so nochmal machen“

Selina Schneider hat ihre 3,5-jährige Lehre als Lebensmitteltechnikerin bei Rauch Fruchtsäfte heuer erfolgreich abgeschlossen. Über ihre Erfahrungen bei der Abschlussprüfung, ihre Zukunftspläne und ihre Empfehlungen für künftige Lehrlinge berichtet sie im Gespräch.
Blogbeitrag •
01.06.23 •
Katharina Enderle

Interview:

Selina, Du hast deine Lehrabschlussprüfung als Lebensmitteltechnikerin heuer erfolgreich abgelegt – kannst du uns den Ablauf beschreiben? Welche Aufgaben umfasste die Prüfung?
Die zweitägige Prüfung fand in der Berufsschule in Wels statt – was toll war, weil wir die Räumlichkeiten bereits kannten. Am ersten Tag starteten wir in der Früh um 8 Uhr mit Mathe. Wir haben alle dieselbe Rezeptur bekommen und mussten die Rezepturberechnung machen. Im Anschluss wurden wir in Gruppen aufgeteilt. Unsere Gruppe legte mit dem Bereich Technik los – konkret mit Pneumatik und Wärmetechnik. Wir haben Pläne bekommen und Elektrik verbaut, wofür wir 45 Minuten Zeit hatten. Dann folgte der Bereich Wärmetechnik, was etwas komplizierter war, auch weil zum Teil die Technik vor Ort nicht funktionierte. Aber alles ist am Ende gut gegangen. Als nächstes stand das Pumpenlabor am Programm, wo wir zuerst Stoffbuchsendichtungen geschnitten haben, bevor wir den Pumpen zugeteilt wurden. Ich hatte das Glück, meine „Lieblingspumpe“ zu bekommen. Das war wirklich super, da wusste ich, es konnte mich nichts und niemand aus der Ruhe bringen. Was dann auch tatsächlich von Vorteil war, da der Prüfer bei dieser Aufgabe nicht von meiner Seite gewichen ist und viele Fragen gestellt hat. Bei anderen Pumpen wäre ich nervös geworden, aber bei dieser nicht, weil ich sie aus dem Betrieb in- und auswendig kannte.
 
Und wie ging es am Nachmittag des ersten Prüfungstags weiter?
Nach der wohlverdienten Mittagspause ging es ins Chemielabor, wo wir die Aufgaben in den Fächern Chemie und Mikrobiologie ziehen mussten. Auch da fand ich meine Chemie-Aufgabe gut ausgelost – es war der Bereich Größenbestimmungen, das mag ich. In der Mikrobiologie ging es um mikrobiologische Berechnungen, was nicht ganz so Meines ist. Und es passierte dann auch noch ein kleines Hoppala – jemand hatte den Notaus-Knopf gedrückt, was für leichtes Chaos, aber auch Abwechslung sorgte. Etwas chaotisch blieb es später auch in der Küche, weil die andere Gruppe noch nicht fertig war und wir bereits starten mussten. Der Abwasch wäre sich nicht mehr ausgegangen, weshalb er ausgeklammert wurde aus der Zeitvorgabe. Das war dann auch der Abschluss des ersten Tages. Ich war am Abend auch richtig fertig, aber sehr zufrieden. Am zweiten Tag stand „nur“ noch das Fachgespräch am Programm. Das dauerte rund 20 bis 30 Minuten – und die Prüfer waren dieselben wie am Vortag.
 
Wurdest du im Vorfeld deiner Lehrabschlussprüfung in deinem Ausbildungsbetrieb darauf vorbereitet und wenn ja, wie? 
Ja, wir hatten dafür verschiedene Kurse. Wir haben Mathe und Kochen geübt, chemische Aufgaben gemeinsam gelöst und haben uns im Betrieb auch im Fach Mikrobiologie gemeinsam vorbereitet. Das war super, da es zum Teil in der Berufsschule schon länger her war. So haben wir gemeinsam unser Wissen aufgefrischt. Für Pneumatik haben wir sogar in der Berufsschule Bludenz noch einen Kurs besucht, um die Basics zu üben. Auch eine Fachgesprächssimulation haben wir gemacht, um die Aufregung zu nehmen. Sehr hilfreich war auch, dass wir bereits beim Lehrlingsleistungswettbewerb teilgenommen hatten – da waren die Abläufe sehr ähnlich, was eine sehr gute Vorbereitung war. 
 
Was sind nun deine Pläne – möchtest du dich z. B. spezialisieren, gibt es einen Teilbereich der dir besonders gefällt? Und vor allem – bleibst du in deinem Ausbildungsbetrieb?
Der Bereich Qualitätsmanagement interessiert mich besonders, hier möchte ich mich spezialisieren. Und das Tolle ist, dass ich nun auch schon eine Stelle bekommen habe in meinem Ausbildungsbetrieb. 
 
War es für beide Seiten rasch klar, dass du nach der Ausbildung im Betrieb bleibst?
Mir hat es wirklich immer schon sehr gut bei meinem Ausbildungsbetrieb Rauch Fruchtsäfte gefallen, schon während meiner Lehrstellensuche war das Unternehmen mein Favorit. Das Arbeitsklima hat von Anfang an super gepasst, ich komm mit allen klar. Und nun bekomm ich auch noch meine Traumstelle dort. Also für mich ist es ein Erfolg auf ganzer Linie, und es freut mich sehr. Von Ausbilderseite her muss ich sagen, war es wirklich top – ich wurde gefragt, was ich gerne machen möchte, das war meinen Ausbildern sehr wichtig. Eigentlich wäre der Plan gewesen, dass ich an der Anlage bleibe – aber als ich mein Interesse für Qualitätsmanagement erklärt habe, wurde das sehr rasch intern geregelt und möglich gemacht. Das ist schon sehr cool. 
 
Rückblickend, welche Bereiche deiner Ausbildung haben dich mehr interessiert, welche weniger? Und was rätst du anderen Lehrlingen?
Wie gesagt, für mich persönlich sind die Mikrobiologie und das Qualitätsmanagement sowie auch das Chemielabor meine Favoriten. Die rein technischen Bereiche sind weniger „Meines“, wie eben die Arbeit an der Anlage selbst oder das Fräsen, Drehen, Schweißen. Ich würde allen Lehrlingen raten, einfach mal alles auszuprobieren und wenn man Schwierigkeiten hat, mit dem Ausbilder offen darüber zu reden. Es ist nämlich für beide Seiten wichtig zu wissen, wo die Stärken und Hauptinteressen liegen, und wo weniger. Auch das ist lehrreich in der Ausbildung und für die eigene Zukunft.
 
Abschließend: Würdest du alles wieder genauso machen? Und kannst du eine Ausbildung in der Vorarlberger Lebensmittelindustrie weiterempfehlen? 
Ein ganz klares JA! Die VLMI ist ein sehr guter und cooler Ausbildungsplatz, den ich nur empfehlen kann. Es ist nicht eintönig, nicht immer nur dasselbe, sondern du hast so viel Abwechslung während der Ausbildung. Du lernst auch aus den anderen Lebensmittelbereichen in der Berufsschule viel, also außerhalb deines eigenen Bereichs – zum Beispiel über Fleisch, Milch etc. – und hast viele Einblicke in ganz unterschiedliche Themen und Wissensgebiete. Und danach hast du echt viele Jobmöglichkeiten und gute Chancen einen Top-Arbeitsplatz zu finden und aufzusteigen. Auch deshalb, weil du eben währen der Ausbildung in viele Teilbereiche reingeschnuppert hast. Also ja, ich würde alles genau so nochmal machen.

Zur Person:

Selina Schneider
Lebensmitteltechnikerin bei Rauch Fruchtsäfte
Alter: 21 Jahre 
Wohnort: Nüziders